verTRAUEN

Wer seine Berufung sucht, sollte seiner Leidenschaft folgen und Schritt für Schritt mit Freude seinen Weg gehen, um zu schauen, welche Optionen sich am Wegesrand zeigen, die man selbst nicht für möglich gehalten hätte. Leichter geschrieben, als getan. 

Seit meinem letzten Beitrag habe ich hunderte Laufkilometer für den guten Zweck gesammelt, bin Laufbotschafterin für zahlreiche Veranstaltungen geworden, bin den Berlin Marathon gelaufen und habe in der Laufliebe eine Weggefährtin gefunden, die mich auch weiterhin begleiten wird. 

Und doch erlaube ich mir in diesem Jahr, den Blick stärker nach innen zu richten. Wir alle können unsere Kraft nicht dauerhaft auf dem Asphalt lassen, sondern brauchen Zeit für Regeneration. In der Natur ist es nicht anders. Sie benötigt schließlich auch vier Jahreszeiten, um in (nur) einer davon eine reiche Ernte zu erzielen. Ruhephasen sind wichtig für das Wachstum. So kam es, dass es mich in diesem Jahr immer häufiger auf die Yogamatte verschlug – eine Leidenschaft, die mich seit 15 Jahren begleitet und der ich nun mehr Raum geben möchte, weil sie mir gut tut.

Eine weitere Leidenschaft von mir kennt ihr bereits – das Schreiben. Ich habe keine Scheu, meine Gedanken und Gefühle auf’s Papier zu bringen, trage auch in der realen Welt Beides stets sprichwörtlich auf der Zunge und habe das Glück mit meinem Strahlen andere Menschen anstecken zu können. Und doch bereitete es mir etwas Unbehagen, als mich eine Freundin bat, genau das zu tun.

Liebe Worte für sie zu finden – kein Problem…

Diese zu offenbaren – auch nicht…

All das vor großem Publikum – nun ja…

Während einer Trauung – ui…

Eine freie Trauung durchführen – uff!

Gerührt und überwältigt von diesem verTRAUEN, sagte ich zu. Für mich war es ein gewaltiger Sprung aus der Komfortzone. Schließlich ist es ein einmaliger und einzigartiger Moment im Leben! Getragen von dem Wunsch, dieser besonderen Bedeutung, ihrem wundervollen Anblick an jenem Tag und ihrem Vertrauen in mich gerecht zu werden, machte ich mich (nach einer schlaflosen Nacht) an die Umsetzung. Wer bin ich, ihr Urteil in Zweifel zu ziehen, dass ich die beste Wahl für diesen großartigen Moment bin?!

Standesamtlich hatten sie bereits an meinem Geburtstag geheiratet. Und nun durfte ausgerechnet ich dieses wundervolle Brautpaar durch ihre freie Trauung geleiten. Unbeschreiblich! Unvergesslich! 

Nun sitze ich hier vor deinem Brautstrauß, der zielgerichtet auf mich zusteuerte, deiner liebevoll gebastelten Deko und bin noch immer ganz gerührt, dass ihr diesen einmaligen und persönlichen Moment ver-trauen-svoll in meine Hände gelegt habt und durch mich, vor euren Herzensmenschen, den Bund der Ehe eingegangen seid. Der gesamte Tag war einzigartig und besonders, so wie ihr, liebes Brautpaar. Danke für dieses unbeschreibliche Gefühl! 

Alles Liebe für euren gemeinsamen Weg und dir, liebe Braut, heute außerdem alles erdenkliche Gute zum Geburtstag!

Liebesbrief

Weihnachten, du wunderbar duftender, köstlich schmeckender Sündenfall, du Bewährungsprobe für unsere (Astral-)Körper. Versuchungen, wohin das Auge reicht, und nun? Genuss? Verzicht? Münze werfen? Tau ziehen? Wir müssen reden:

Lieber Körper,

wir sitzen im selben Boot und können nur mit, nicht jedoch ohne einander leben. Auch wenn wir beide nicht perfekt sind, müssen wir uns entscheiden – wollen wir den Fokus auf die Dinge lenken, die uns das Leben mit dem jeweils anderen schwer machen, oder aber wollen wir uns mit unseren beiderseitigen Macken aussöhnen, die uns zu dem machen, was wir sind, einzigartig und unvergleichlich. Wir werden doch den Rest unseres Lebens miteinander verbringen und das ist großes Glück, denn ohne einander könnten wir nicht sein. Darum lass uns schauen, dass wir einander annehmen und respektvoll miteinander umgehen, wir uns wechselseitig das geben, was wir brauchen, um uns zu stützen, um unsere Stärken stärker und unsere Schwächen schwächer zu machen.

Freunde?

Freunde auf Lebenszeit?

Ich hab dich lieb. Ja, auch mit deinen Dellen und Macken.

Na okay, ein Keks…

Fristablauf

Die Frist ist noch nicht um, aber die Sanduhr hat inzwischen ganz schön Fahrt aufgenommen… Die letzten Sandkörnchen kann man beinahe abzählen. Länger als 24 Stunden reichen sie nicht mehr. Ich sitze derweil hier. Bin aufgeregt. Fiebere mit. Laufe unruhig hin und her. Bin voller Vorfreude, hibbelig und hyggelig, denn nach dem letzten Sandkörnchen wartet das ganz große Glück. Dann wird ein weiterer Lieblingsmensch das Licht der Welt erblicken, seine Eltern zum Strahlen und ihre Herzen zum Schmelzen bringen.

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Ich denke an euch!!!!

Ob ich das kann?

… keine Ahnung! Woher soll ich das wissen, wenn ich es nicht ausprobiere?!

Gesagt. Getan. Nun gut, so schnell ging es dann doch nicht. Ich brauchte über 2 Stunden, um herauszufinden, ob ich einen Halbmarathon laufen kann. Trainiert hatte ich nicht wirklich. Abschätzen ließ sich der Ausgang kaum. Das Wetter war ungemütlich. Die Motivation und Stimmung meiner sportlichen Begleiterinnen hielt. Achselzuckend und gespannt klemmte ich in der Menschenmenge. Meine Startnummer auf dem Bauch bescheinigte mir die Teilnahme. Mein Körper sehnte sich dafür nach der nächstbesten Couch. Mein Geist träumte sich in den Winterschlaf. Nur das Adrenalin pochte mahnend und forderte Disziplin. Kleinlaut zog der Schweinehund die Schleifchen an den Turnschuhen noch einmal fest. Es gab kein Zurück mehr. Es blieb nur noch eine Möglichkeit das Ganze hinter mich zu bringen: Schritt für Schritt in Richtung Ziel. Je schneller, desto eher wäre ich fertig… fix und fertig… mit den Nerven, der Kraft, aber womöglich auch mit dem Wettkampf. Sollte es tatsächlich gelingen?! Die Zeit war mir zugegebenermaßen egal. Ich wollte einfach nur aus eigenen Kräften ins Ziel kommen – laufend, kriechend, gehend – vollkommen schnuppe.

Meine Herzfrequenz war erwacht und pochte auch dieses Mal der 200 entgegen. Hiervon völlig unbeeindruckt schlüpfte meine Kondition in ihren Kuschelpulli und machte es sich in ihren Uschiklamotten gemütlich. Schließlich war Feiertag. Ich konnte die Strecke also nur mit meinem Kopf meistern. Zusätzliche Motivation musste her. Meine sportlichen Begleiterinnen glaubten an mich. (Sollten sie auch, wenn sie mir den ganzen Schlamassel schon eingebrockt haben! 😉 ) Sie würden im Ziel Hefeweizen schlürfend bereits auf mich warten und frieren, wenn ich nicht bald komme. Außerdem warteten dort noch 2 1/2 weitere Herzensmenschen mit ähnlichem unerschütterlichem Glauben an mich. Bevor die Wiedersehensfreude jedoch vollumfänglich zelebriert und ausgelebt werden konnte, musste ich aber noch diese verdammte Strecke bewältigen.

Ich beschloss, diese Menschen gedanklich mit auf die Bahn zu nehmen und jeden Kilometer einem ganz besonderen Menschen zu widmen. Sie zu enttäuschen, hätte ich nicht über’s Herz gebracht. Und so hielt ich mich an das Forrest Gump-Prinzip und lief und lief und lief… Auch wenn mein Rücken bereits beim 11. Kilometer dicht machte, hielt sich der Rest wacker. Mein Herz hämmerte mit 209 Schlägen dem Zieleinlauf entgegen. Der Rest machte einfach kontinuierlich weiter. Ein letzter (fieser!!!!!) Anstieg, bevor mich die Jubelrufe meiner motivierenden Streckencrew tatsächlich dem Ziel entgegentrugen. Es war vollbracht. Und das sogar unter 2:15.

Aufbruch

Jeden Morgen stehen wir vor der Wahl, ob wir zur Arbeit trotten, die uns vielleicht gar keinen Spaß macht, um Geld für Dinge zu verdienen, die wir eigentlich gar nicht brauchen, oder ob wir hinausziehen und die Welt erkunden, Geschichten und Erinnerungen sammeln, an die wir später gern zurückdenken. Ich persönlich finde Menschen mit Reiseerfahrungen viel interessanter als Menschen mit Statussymbolen. Erlebnisse, Abenteuer, gelebte Leidenschaften und Begegnungen lassen mich staunen und ziehen mich in ihren Bann; Fotos oder Berichte über mein Haus, mein Auto, mein Schiff hingegen kaum. Dabei gibt es an jeder Ecke so viel zu entdecken. Überall lauern potentielle Reiseabenteuer und -erkundungen im Überfluss. Das Einzige, was uns davon trennt, ist der erste Schritt vor die Tür. Wenn man diesen Schritt auch noch gemeinsam gehen kann, entsteht nicht selten Gesprächsstoff, der sich über Jahre hält. Ihr kennt sicher alle diese Abende, die mit „Weißt du noch…?“ beginnen und tief in der Nacht mit Bauchschmerzen vor Lachen enden?! Gedanken wie diese brachten mich dazu, gestern spontan einen Ausflug  zu unternehmen. Nicht einmal die Wettervorhersage konnte mich davon abhalten. Als mir dann auch noch ein guter Freund seine Begleitung für diesen Spontantrip zusicherte, war ich so gut wie unterwegs. Das Leben findet draußen statt und nicht zu Hause auf der Couch. Es tut einfach so gut, aktiv zu sein, die facettenreichen Eindrücke (unbekannter) Städte und ihrer Bewohner in sich aufzusaugen, mit aufmerksamen Blicken durch die Straßen zu schlendern, über beobachte Episoden zu schmunzeln, sich an Dekorationen zu erfreuen oder auch mal innerlich den Kopf zu schütteln, Kilometer um Kilometer den eigenen Horizont zu erweitern, über den Tellerrand der eigenen, selbst erschaffenen Alltagswelt hinauszublicken wie wir es einst als neugierige Kinder taten – unerschrocken, unvoreingenommen und unaufhaltsam.

Impressionen (m)eines Wochenendes

Herbst – strahlende Kinderaugen – Blätterrascheln – Spaziergang – Freundschaft – Wiedersehen – Freude – Sonnenschein – buntes Herbstlaub – Auszeit – Durchatmen – Sauerland – Beisammensein – Spieleabende – Fotos anschauen – Ich sehe was, dass du nicht siehst – Sachertorte -… um nur einige Puzzleteile für ein rundum gelungenes Wochenende zu nennen.

Aber was wären all‘ diese Zutaten ohne die Menschen, die es so fürsorglich und liebevoll vorbereitet haben?! Wir kennen einander bereits seit Jahren, wenn nicht gar seit Jahrzehnten und ich freue mich, dass wir noch immer am Leben des anderen teilhaben dürfen, obwohl einige Bundesländer zwischen uns liegen – ein Wiedersehen mit alten Bekannten und dem vertrauten Gefühl, dass es sich irgendwie noch immer so anfühlt wie damals… als wir noch gemeinsam die Schulbank drückten.

Flotter Dreier

… in Dortmund.

Ich hätte den Halbmarathon heute wirklich nicht allein laufen wollen und wahrscheinlich auch gar nicht können. Umso besser, wenn man direkt in eine 3er-Staffel geholt wird und sich die Distanz teilen kann. Super Tag. Super Zeit. Super Team. Und wie es sich für einen Tag der Deutschen Einheit gehört, hatten wir nicht nur ein Geschlechtermix am Start, sondern zugleich ein unglaublich sympathisches Ost-West-Gespann. Statt sportlich perfektionierter Staffelstabübergabe bekam ich erstmal eine dicke Umarmung angesichts meiner guten Zeit vom Schlussläufer und eine reservierte Banane im Ziel. Dazu noch strahlende Unterstützung meiner lieben „Freulegin“ an der Strecke. Und so verlief der Freiertag wie im Fluge.

Laufen mit Herz.

Getraut

Plötzlich werden alle um mich herum ganz erwachsen – heiraten, Häusle bauen, Kinder kriegen und ich freue mich sehr, meine Freunde auf diesen Wegen begleiten und dieses Glück mit ihnen teilen und genießen zu dürfen. Es ist schön mit anzusehen, wie alle ihr Plätzchen finden und trotz allem Teil davon bleiben zu dürfen. Eine neue und dennoch gemeinsame Zukunft wartet – mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Glücksmomenten. Erst gestern durfte ich eine liebevoll vorbereitete Hochzeit mit einem glücksstrahlenden Brautpaar inmitten alter Studienfreunde genießen. Unter ihnen auch zwei weitere Bräute, die noch dieses Jahr den Bund der Ehe schließen werden und hoffentlich nicht minder glücklich traumhaft Hochzeit halten. Wiedersehensfreude, Hochzeits(vor)freude, Geburtstagsfreude mit einer lieben Freundin in der Ferne und ein rundum gelungenes Fest!