Buch des Lebens

Unser Leben besteht aus vielen Kapiteln. Das Genre schwankt von Komödie über Drama bis hin zum Thriller oder Schmonzette. Häufig begegnen wir unserem eigenen Buch nur als neugieriger Leser auf der Suche nach vorbestimmten Lebensinhalten.

Manchmal sind wir mutig und schreiben unsere eigene Geschichte neu. Ich habe in den letzten Jahren eifrig daran gebastelt. Auch wenn die Ausführungen so manchen Lebensabschnitt überdauerten, haben sie nun endlich einen erfolgreichen Abschluss gefunden. Fortan warten hier promovierte Glücksmomente.

Was sich dadurch ändert? Nichts. Gar nichts. Ich denke und empfinde wie zuvor, ich lebe und agiere wie eh und je. Das Einzige, was jenseits der zwei hinzugewonnenen Buchstaben so langsam in mein Bewusstsein sickert, ist, dass ich dieses Projekt nun endlich loslassen darf. Jeder Tag fühlt sich ein wenig leichter an.

Gleichzeitig vernehme ich ein behutsames Rascheln der leeren Seiten, die nun vor mir liegen und darauf warten, von mir gefüllt zu werden. Ihr ungeduldiges Knistern erinnert mich daran, meine Reise fortzusetzen. Ich bin versucht, ein paar Kapitel vorzublättern, um herausfinden, was als Nächstes auf mich zukommt, um herauszufinden, welchen Weg ich nun einschlagen sollte.

Schließlich halte ich an mir, denn es würde mir all den Spaß nehmen, mich um all die Überraschungen bringen, die das Leben bis dahin bereithält und vor allem, würde es mich zu sehr auf einen Weg begrenzen. Denn wenn ich Eines durch dieses Mammutprojekt gelernt haben sollte, dann, dass die Möglichkeiten endlos sind und sämtliche Grenzen häufig nur in unseren Köpfen existieren.