verTRAUEN

Wer seine Berufung sucht, sollte seiner Leidenschaft folgen und Schritt für Schritt mit Freude seinen Weg gehen, um zu schauen, welche Optionen sich am Wegesrand zeigen, die man selbst nicht für möglich gehalten hätte. Leichter geschrieben, als getan. 

Seit meinem letzten Beitrag habe ich hunderte Laufkilometer für den guten Zweck gesammelt, bin Laufbotschafterin für zahlreiche Veranstaltungen geworden, bin den Berlin Marathon gelaufen und habe in der Laufliebe eine Weggefährtin gefunden, die mich auch weiterhin begleiten wird. 

Und doch erlaube ich mir in diesem Jahr, den Blick stärker nach innen zu richten. Wir alle können unsere Kraft nicht dauerhaft auf dem Asphalt lassen, sondern brauchen Zeit für Regeneration. In der Natur ist es nicht anders. Sie benötigt schließlich auch vier Jahreszeiten, um in (nur) einer davon eine reiche Ernte zu erzielen. Ruhephasen sind wichtig für das Wachstum. So kam es, dass es mich in diesem Jahr immer häufiger auf die Yogamatte verschlug – eine Leidenschaft, die mich seit 15 Jahren begleitet und der ich nun mehr Raum geben möchte, weil sie mir gut tut.

Eine weitere Leidenschaft von mir kennt ihr bereits – das Schreiben. Ich habe keine Scheu, meine Gedanken und Gefühle auf’s Papier zu bringen, trage auch in der realen Welt Beides stets sprichwörtlich auf der Zunge und habe das Glück mit meinem Strahlen andere Menschen anstecken zu können. Und doch bereitete es mir etwas Unbehagen, als mich eine Freundin bat, genau das zu tun.

Liebe Worte für sie zu finden – kein Problem…

Diese zu offenbaren – auch nicht…

All das vor großem Publikum – nun ja…

Während einer Trauung – ui…

Eine freie Trauung durchführen – uff!

Gerührt und überwältigt von diesem verTRAUEN, sagte ich zu. Für mich war es ein gewaltiger Sprung aus der Komfortzone. Schließlich ist es ein einmaliger und einzigartiger Moment im Leben! Getragen von dem Wunsch, dieser besonderen Bedeutung, ihrem wundervollen Anblick an jenem Tag und ihrem Vertrauen in mich gerecht zu werden, machte ich mich (nach einer schlaflosen Nacht) an die Umsetzung. Wer bin ich, ihr Urteil in Zweifel zu ziehen, dass ich die beste Wahl für diesen großartigen Moment bin?!

Standesamtlich hatten sie bereits an meinem Geburtstag geheiratet. Und nun durfte ausgerechnet ich dieses wundervolle Brautpaar durch ihre freie Trauung geleiten. Unbeschreiblich! Unvergesslich! 

Nun sitze ich hier vor deinem Brautstrauß, der zielgerichtet auf mich zusteuerte, deiner liebevoll gebastelten Deko und bin noch immer ganz gerührt, dass ihr diesen einmaligen und persönlichen Moment ver-trauen-svoll in meine Hände gelegt habt und durch mich, vor euren Herzensmenschen, den Bund der Ehe eingegangen seid. Der gesamte Tag war einzigartig und besonders, so wie ihr, liebes Brautpaar. Danke für dieses unbeschreibliche Gefühl! 

Alles Liebe für euren gemeinsamen Weg und dir, liebe Braut, heute außerdem alles erdenkliche Gute zum Geburtstag!

Manege auf!

Manchmal ist es wirklich kurios, zu welchen akrobatischen Höchstleistungen unsere Gedanken und Gefühle fähig sind. Sie schlagen munter Purzelbäume bis uns ganz schwindlig wird in der Manege des Lebens, in der wir uns gegen Löwen behaupten, dann und wann (un)freiwillig die Clownsnase zur Belustigung der anderen aufsetzen, plötzlich im Rampenlicht stehen – mal in der Hauptrolle als Dompteur, mal als Zuschauer.

Dabei können wir selbst das Programmheft schreiben. In welche Rolle möchte ich schlüpfen? Wer möchte ich sein? Dompteur oder trauriger Clown, belustigender Showact oder stiller Zuschauer?

Ich bin momentan wieder als Dompteur unterwegs, lasse die teils schüchternen, teils wildgewordenen Tierbabys für ihre Erprobungsphase aus den Käfigen und versuche ihnen Wege in die Mange zu zeigen, gönne ihnen ihre Abenteuer und passe auf, dass beide Seiten überleben – die jungen Hüpfer und der Dompteur.  Und ja, es macht Spaß, ihnen das Laufen zu lernen, ihre Instinkte zu schärfen und es erfüllt mich auch ein wenig mit Stolz, sie, aber auch mich, daran wachsen zu sehen.

Dabei bin ich eigentlich gar kein geborener Dompteur, sondern jemand, der sich für diese Rolle entschieden hat, der irgendwann über seinen Schatten gesprungen ist, obwohl er sich manchmal eher wie ein Löwenbaby fühlt, das gern selbst ein wenig Anleitung hätte. Aber möchte ich das wirklich dauerhaft sein und bleiben? Manchmal muss man eben durch den brennenden Reifen springen, wenn man herausfinden möchte, was auf der anderen Seite wartet. Natürlich kann man sich daran verbrennen, aber vielleicht geht es auch einfach gut und es wartet eine vollkommen andere Welt. Gesprungen. Gelandet. Weder verbrannt, noch in der Luft zerrissen. Und da stehe ich nun und schwinge meine verbale Peitsche zum Wohle meiner Welpen.

Manege auf!

*Für diesen Beitrag mussten keine Tiere leiden, sondern lediglich im übertragenen Sinne herhalten.

Muster des Lebens?!

Welches Muster trägt dein Leben? Fühlt es sich manchmal eher zweidimensional an – leicht abgeflacht und mit wenig Struktur? Oder türmen sich die Herausforderungen zu wahren Gebirgsketten? Haben sich Erinnerungen wie Fossilen in dein Relief gebrannt oder präsentiert sich dein Leben als offene Lichtung für neue Erfahrungen und Abenteuer? Bist du ein Chaot, dessen Lebensskizze aus einem Irrgarten besteht oder legst du behutsam eine Lebensschicht um die andere wie der Querschnitt eines Baumes – schön bedächtig dem vorgegebenen Muster folgend bis der Blitz einschlägt und die Zweifel als kleine Borkenkäfer beginnen zu nagen?

Ganz gleich, welches Abbild der Querschnitt deines Lebens momentan zeigt. Du bist der Bildhauer. Du bist der Künstler deines ganz eigenen Lebenswerkes. Du kannst es formen und gestalten, es fortsetzen oder neu beginnen und irgendwann wird sich der Kreis des Lebens schließen. Aus einer vagen Idee wird eine grobe Skizze, Grundstrukturen bilden sich immer stärker heraus, feine aber wichtige Details kommen hinzu bis es sich komplett anfühlt – das große Ganze. Das Leben. Dein Leben.

Im Suff…

…hat man die verrücktesten Ideen. Mag sein. In meinem Fall reichte offenbar ein Drittel der einzigen Weißweinschorle des Abends, um mich zu überzeugen… Ein laues Sommerlüftchen, Livemusik, draußen sitzen bis in den nächsten Tag – atmosphärischer Kurzurlaub… einfach traumhaft! Wer lässt sich da nicht gern mitreißen?! Tja, wer A sagt, muss auch B sagen… Heute war es nun so weit.

Worum es überhaupt ging? Ich verrate es euch. Heute war Wettkampftag und zwar nicht nur der meiner abendlichen Begleitung (meinen treuen Followern besser bekannt als „Bushaltestellenbekanntschaft“), sondern auch meiner. Angesichts der Temperaturen war ich allerdings im Nachhinein heilfroh, dass wir uns nicht mehr für die 10km nachmelden konnten und es bei 5km geblieben ist, wenn man bedenkt, dass ich sonst nie joggen gehe (unglücklicher Wohnlage sei Dank).

Umso schöner war das Gefühl beim Zieleinlauf und dann noch mit einer prima Zeit, die mir in meiner Altersklasse sogar den 3. Platz bescherte – aus dem Stegreif wohlgemerkt!!!! Und nein, es war alles andere als ein kleiner Dorflauf (400 Teilnehmer). Und ja, ich bin riiiiichtig stolz auf mich – meine erste Medaille in meinem ganzen Leben!

Ich bin wirklich froh über diese Erfahrung, denn es zeigt, wir können alles schaffen, wenn wir nur wollen und das Einzige, was wir dafür tun müssen ist loslaufen…

Zeit der Begegnungen

Kennen wir das nicht alle – wir waten durch unser Leben, sind jung, kerngesund, kommen eigentlich ganz gut über die Runden und doch fehlt etwas. Unzufriedenheit schleicht sich ein. Einer klagt über die Arbeit, der Nächste ist mit sich selbst unzufrieden, wieder andere äußern ihren Unmut, ohne recht zu wissen, woran es liegt. Ihre Ursachen zu erkennen ist der erste Schritt sie zu lösen. Mir fehlten in letzter Zeit v.a. die Sozialkontakte, Menschen mit denen ich mich austauschen kann, an deren Leben ich teilhaben darf und die ich an meinem Leben teilhaben lassen möchte. Dabei geht es gar nicht so sehr darum den einen Menschen zu finden, sondern um den Austausch, das Miteinander insgesamt. (Auch das musste ich erstmal für mich erkennen und begreifen.) Ich möchte mich nicht einsam und allein hinter meinem Schreibtisch verschanzen und mich eigenbrödlerisch dem Lauf der Zeit auszusetzen. Das habe ich viel zu lange gemacht. Ich möchte nicht nach der Arbeit nach Hause trotten, auf ein leeres Handy starren und warten bis die Nacht anbricht und die Müdigkeit mich in einen unruhigen Schlaf gleiten lässt. Ich möchte nicht zur Fernsehgeneration gehören, sondern mein Leben lieber in südländischer Manier verbringen – draußen und unter Leuten. Das schafft neue Eindrücke und befreit zugleich den Kopf vom Alltagsstress. Kontakte geben Halt und Zuversicht. Wir alle wissen, wie gut es tut, nicht allein sein zu müssen. Kontakte, Bekanntschaften und Freundschaften erden uns, machen uns gelassener und helfen uns, uns selbst zu finden. Sie helfen uns herauszufinden, wer wir sind, was unsere Schwächen und Stärken sind und sie geben uns einen Platz in der Gesellschaft. Da es manchmal aber gar nicht so einfach ist fernab der Heimat neue Kontakte zu finden, auch wenn es in unserem Umfeld wohl mehr ebenso Gestrandete gibt als wir glauben, ist es hilfreich, wenn wir einen Weg finden, aufeinander zuzugehen. Ich selbst würde mich gegenüber Fremden nicht gerade als extrovertiert bezeichnen. Im Mittelpunkt stehe ich ungern und auch wenn ich ein sehr offener Mensch bin, gehöre ich nicht zu den Leuten, die den ersten Schritt machen. Bis jetzt. Ich bin über meinen Schatten gesprungen als ich wusste, was mir fehlt und ich wusste, was ich verändern möchte. Dazu musste ich aus meinem Schneckenhäuschen herauskommen. Was soll schief gehen?! Dass mich mein Gegenüber müde belächelt? Dass eine Unterhaltung vielleicht gar nicht erst zustande kommt oder der Kontakt danach verebbt?! Selbst wenn?! Was gehen wir schon für Risiken ein?! Im schlimmsten Fall hätten wir danach zu den Menschen keinen Kontakt, zu denen wir vorher auch keinen hatten. Auch eine Unterhaltung ohne Fortsetzung kann bereits sehr bereichernd sein, denn nur durch Austausch kann man seinen Horizont erweitern und neue Dinge erfahren. Unabhängig vom Ausgang dieser Unterhaltung beschenken wir uns mit dem guten Gefühl, über unseren Schatten springen zu können und gewinnen an Sicherheit für künftige Begegnungen – vielleicht mit der selben Person, vielleicht mit anderen. Ich habe es ausprobiert. Auf einem Betriebsfest habe ich mich ganz gezielt mit Leuten unterhalten, mit denen ich sonst gar nichts zu tun hatte und es war viel unkomplizierter als gedacht, mehr noch, es waren sehr angenehme Unterhaltungen. Am nächsten Tag folgte ein Spaziergang mit einem mir bis dato unbekannten Menschen, den ich gleichermaßen spannend wie wohltuend empfand und der schon morgen seine Fortsetzung findet. Den Abend verbrachte ich Fußball schauend mit meiner Bushaltestellenbekanntschaft bei Weißwein und im Sonnenschein. Am Sonntag wartet bereits eine andere Verabredung zum Brunch. Und ja, es tut gut. Es tut gut rauszukommen, unter Leute zu kommen, Gesellschaft und Aufmerksamkeit genießen zu dürfen und es macht irgendwie gelassener und zuversichtlicher, seinen Platz im Leben (doch noch) zu finden.

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Selbsterkenntnis

Wir alle leben in unseren Routinen, festgelegten oder gar festgefahrenen Alltagsabläufen, die unser Leben bestimmen – Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Umso befreiender kann es sein, wenn wir aufgerüttelt werden, wenn wir gezwungen werden sie zu hinterfragen, um herauszufinden, wo wir stehen und v.a., wo wir künftig stehen wollen. Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, setzt er sich eher selten mit seinem Alltagstrott auseinander. Ist halt so. Wer ist schon 100%ig mit sich und seinem Leben zufrieden. Ja, auch Genügsamkeit ist eine Tugend. Aber wenn wir schon merken, dass uns etwas für die – zugegeben ebenfalls etwas illusorischen – 100% fehlt, warum gehen wir dann nicht noch einen Schritt weiter und setzen uns mit dem auseinander, was uns von dieser höheren Stufe der Zufriedenheit trennt?

Zunächst benötigen wir ein Schlüsselereignis als Anstoß, um den Stein des Grübelns ins Rollen zu bringen. Ständig wird überall und alles evaluiert, aber warum reflektieren wir uns selbst und unser Leben so wenig? Vielleicht liegt es in der Tat daran, dass uns niemand das entsprechende Formular hierfür in die Hand drückt mit den maßgeblichen Fragestellungen und einem vorgegebenen Bewertungsraster. Wir müssen selbst aktiv werden. Am meisten eignen sich hierfür wohl Grenzerfahrungen, die sich an oder noch besser jenseits unserer Komfortzone abspielen. Wie wollen wir etwas Neues über uns erfahren, wenn wir immer nur dasselbe tun? Nein, wir brauchen Herausforderungen. Wir müssen über unseren Schatten springen, auch und gerade wenn die Landung vielleicht unangenehm sein könnte. Die wichtigste Zutat für diesen Schritt ist Mut. Aber ist das Risiko, dass wir eingehen überhaupt so groß? Im Bestfall gelingt uns etwas, was wir anderenfalls nie erfahren hätten. Im schlimmsten Fall warten Lebenserfahrungen und Selbsterkenntnis. Wir lernen, wie wir auf bestimmte Umstände reagieren. Wir werden sicherer in dem, was wir wollen und was wir nicht wollen und können auf der Grundlage dieser gesammelten Erfahrungen in der nächsten Situation besser hierfür einstehen.

Ich habe in den letzten 2 Wochen nicht nur geographisch meinen Rapunzelturm verlassen und mit ihm meinen üblichen Arbeits- und Alltagstrott. Für mich war es nicht nur ein Aus- sondern auch ein Umbruch, dem ich viele schöne Momente und wertvolle Erfahrungen verdanke. Ich habe gelernt, dass das Leben aus mehr besteht als sich abzuschuften und hinter dem Schreibtisch zu verrotten. Ich habe erkannt, dass ich mich nicht länger hinter der Arbeit abschotten möchte, auch und gerade weil die Arbeitslast drückt. Ich habe erkannt, dass ich mehr (er)leben möchte, dass ich raus möchte, mich mehr bewegen, mehr sehen, mehr erkunden, mehr unter Leute möchte, mehr Erfahrungen sammeln, mehr reisen und auch, dass ich mutiger sein möchte, mehr Herausforderungen suchen und mich ihnen stellen möchte, weil sie die größeren Chancen zum Wachsen bieten. Ich möchte aufrecht und neugierig durchs Leben gehen, gestärkt von Lebensmut und Lebenslust, statt gebückt unter Verpflichtungen und Bürden. Ich möchte mich lebendiger fühlen, denn ich möchte nicht, dass auf meinem Grabstein steht – mit 32 gestorben, mit 86 beerdigt. Ich möchte nicht nur mehr lifetime, ich möchte mehr quality of lifetime und das Schönste an dieser Erkenntnis ist, dass ich es selbst in der Hand habe!
Begleitet mich, inspiriert mich, aber versucht gar nicht erst mich davon abzuhalten! 😉
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Gefühlsklimawandel der Vielleichtgeneration

Say NO to regret

and YES to taking a chance.

(Brad Montague)

Erst findet man sich anziehend, irgendwann ausziehend und dann ist es eine Frage des Mutes, wie es weitergehen könnte. Die Palette der sich bietenden Möglichkeiten ist genauso groß wie die Wenn und Abers, bestärkt durch die Ansichten der Vielleichtgeneration, die allzu häufig keinen gesonderten Vorteil darin erblickt, sich festlegen zu müssen. Im Gepäck die bereits gemachten Erfahrungen, durchmischt mit Träumen und Illusionen und in einer kleinen Seitentasche ganz tief unter dem Butterbrotpapier verborgen, die nicht minder zerknüllte Hoffnung – unsere Grundausstattung für die Reise durch’s Leben als Backpacker mit dem Nötigsten ausgestattet auf der Suche nach Reisegefährten für Etappenziele. Die Versuchungen am Wegesrand sind süß – Beeren, Früchte, vielversprechende Abzweigungen, Zwischenstopps für eine Auszeit mit oder ohne Wanderkarte, planmäßig planlos. Höchstens ein Seitenblick auf die Schwäne des benachbarten Teichs, die ihr gesamtes Leben zusammenbleiben – Gefühlsklimawandel. Abgebrüht, leicht unterkühlt steuern wir der emotionalen Erderwärmung entgegen und wundern uns, dass Tornados und Windhosen über’s Land fegen, wenn beide Fronten aufeinanderprallen. Aus unseren Schutzhütten heraus schauen wir abwartend dem Wetterspektakel entgegen und hoffen, dass sich die Wettervorhersage erfüllt. Es ist Juni. Es ist Sommer. Sonnig, heiß, ein kurzes aber kräftiges Gewitter. Sind es nicht gerade die Wetterkapriolen, die unser Leben ordentlich aufrütteln, die dem Jahr seine Jahreszeiten und Konturen verleihen? Nochmal: Es ist Sommer. Also raus mit euch aus den Schutzbauten, wenn ihr an euer Ziel gelangen wollt. Lasst euch das Abenteuer nicht entgehen. Wie sonst wollt ihr dort ankommen, wenn ihr verbarrikadiert in euren wenig komfortablen Schutzhäuschen ausharrt und auf den großen Knall wartet, der vielleicht gar nicht kommt. Irgendwann werden wir alle einmal im Regen stehen, aber wer nicht losgeht kann auch keine wärmenden Sonnenstrahlen finden.

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Nichts ist (un)möglich

Glaube und handle so als sei es unmöglich zu scheitern!

Selbstzweifel, Sorgen, Ängste, Unsicherheiten, Hadern mit sich selbst… Wahrscheinlich kennen diese und ähnliche Gefühle viele von uns in unterschiedlicher Ausprägung trotz der mindestens ebenso häufig erlebten Erkenntnis, dass am Ende doch alles irgendwie gut ausgegangen ist oder zumindest anders als anfänglich erwartet oder gar befürchtet. Immer wieder geraten wir in Situationen, in denen wir uns unbehaglich fühlen. Oft ist es das große Unbekannte jenseits unserer Komfortzone, das uns fordert. Situationen, die wir genau deshalb nur bedingt beeinflussen können. Aber das Leben ist nur bedingt beherrsch- und planbar, auch oder gerade wenn man sonst alles am liebsten wohlsortiert in die Agenda schreibt und auf die pünktliche Einhaltung des Termins erpicht ist. Allerdings unterscheiden sich die wahren Tests und Herausforderungen unseres Alltags von den angekündigten Klassenarbeiten unserer Kindheit, auf die man sich streberlike vorbereiten konnte, um für den guten Ausgang gewappnet zu sein. Planbarkeit, Sicherheit, Gewissheit, Beherrschbarkeit des vorgegebenen Erwartungshorizonts – was für ein beruhigendes Gefühl. Das funktioniert vielleicht beim Abi… Während man mir diese Fähigkeiten dort noch mit einer 1,1 bescheinigte, warte ich noch immer auf das Lob oder das gute Feedback für mein Engagement. Leider funktioniert das Leben aber nicht auf diese wohlvertraute Weise. Natürlich geben wir uns nach wie vor Mühe, unsere Sache gut zu machen, die Anforderungen, die an uns gestellt werden, zu erfüllen oder besser noch, sie zu übertreffen. Aber warum eigentlich? Warum sind wir so erpicht darauf, dass uns jemand lobend über das Köpfchen streichelt? Wieso knüpfen wir unsere Selbstein- und wertschätzung an das Urteil der Gemeinschaft, ob nun durch Vorgesetzte, Kollegen, der Familie, Freunde, Nachbarn oder gar Fremde? Dabei wissen wir doch selbst am besten, wer wir sind und was wir (nicht) wollen. Gerade wir sollten unsere Einzigartigkeit kennen und schätzen. Wir sind wunderbar, mit allen Ecken und Kanten, die uns prägen und uns eine Form verleihen. Sie machen uns zu dem wertvollen Menschen, der wir sind. Das soll uns freilich nicht davon abhalten, beständig an uns zu arbeiten, wenn wir unzufrieden mit uns selbst sind und Entwicklungspotential sehen. Aber vielleicht sollten wir auch dieses Streben gelegentlich überdenken. Wollen wir das wirklich oder wollen wir uns nur gesellschafts- bzw. erwartungskonform verhalten? Macht euch frei davon! Versucht euch davon zu lösen gefallen zu wollen. Entscheidet häufiger aus dem Bauch heraus. Lasst euren Aktionsradius nicht auf einen fremdbestimmten Bereich zusammenschrumpfen. Springt über euren Schatten, überwindet eigene Grenzen, die sich in eurem Kopf festgesetzt haben oder andere als künstliche aber überflüssige Barrieren errichten. Wagt mehr und sorgt euch weniger um den Ausgang, denn nur so könnt ihr euch weiterentwickeln und ausbrechen, weg von den festgefahrenen Wegen und eurem sorgsam eingerichteten, eingefahrenem Leben. Auch ich muss mich häufiger daran erinnern (lassen) und weiß daher sehr gut, wie schwer das mitunter sein kann und doch wurde ich in der Vergangenheit meist für den aufgebrachten Mut belohnt. Sei es die Busbekanntschaft, die ich schloss, nachdem ich über meinen Schatten sprang und ein Gespräch begonnen habe (inzwischen tauschen wir uns immer aus, wenn wir uns sehen und wollen bald zusammen einen Joggingrunde ausprobieren) oder die letzten (inzwischen 3!) Verabredungen, die trotz des stundenlangen Beisammenseins für Beide wie im Fluge vergingen. Natürlich sitze auch ich zwischendurch vor meinem Handy und versuche eine Nachricht herbei zu hypnotisieren, auch wenn es dem üppigen Schichtplan sei dank noch so unwahrscheinlich ist. Gelassenheit gehört leider noch immer nicht zu meinen Stärken. Aber manchmal hilft es, einfach darauf zu vertrauen, dass alles gut ausgeht, sich bewusst zu machen, dass alles und man selbst gut ist, genau so wie man ist; seinen Selbstwert vom Fremdurteil anderer zu lösen, sich zurückzulehnen und Sorgen und Zweifel durch Vorfreude zu ersetzen. In diesem Sinne, raus in die Sonne, Akku füllen, Verabredungen zum Grillen annehmen, Handy einfach mal in der Tasche lassen und den Moment genießen. Morgen ist auch noch ein Tag. Es wäre doch schade, wenn wir vor lauter Warten und Hadern das wahre Leben verpassen und das findet jetzt statt, genau in diesem Moment. Also genießt es!

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Date mit dem Doc

… Keine Sorge, ich bin gesund und munter. Vielleicht ein bisschen Herzklopfen und ein paar Schmetterlinge im Bauch… kein Grund, einen Arzt aufzusuchen, denn der macht das Ganze wahrscheinlich nur schlimmer. Kerngesund und trotzdem Arzttermine – das hab‘ ich nun davon… Nein, nicht solche mit Chipkarte, sondern eher mit leckerem Essen und Abendspaziergängen. Keine Sorge, ich werde hier nicht die Nische wechseln und plötzlich anfangen, irgendwelche Arztromane zu schreiben. Ich bleibe ganz einfach bei meinem kleinen kunterbuntem Leben. Aber der Reihe nach. Vor knapp einem Monat schickte ich ein Foto an meine Lieben mit der panischen Nachfrage, ob man so zu einem Date gehen kann. Ich war in die Heimat ausgeflogen, kam im Winter, blieb länger als erwartet und landete zusammen mit meinen Kuschelpullis mitten im Frühling und das wohl Letzte, worauf ich vorbereitet war, war ein Date. Aber unverhofft kommt bekanntlich oft und da stand ich nun und hatte gefühlt wirklich (!!!!) nichts zum Anziehen. Dennoch wurde das Outfit allseits abgenickt und mit einem Fragenhagel beantwortet. Beides kam mir angesichts der vorfreudigen Aufregung sehr gelegen. Erinnert ihr euch noch an die Nervosität vor’m ersten Date, wenn man plötzlich keinen Hunger mehr hat, wenn die Aufregung wächst und man sich teils in den schillerndsten, teils in den schlimmsten Tönen ausmalt, wie es wohl verlaufen wird?! Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber auf die kribbelige Vorfreude setzen bei mir am Tag X eher Turnschuhreflexe ein, die mich am liebsten weit, weit weglaufen lassen möchten. Während ich noch überlegte, warum ich mir all das antue und zweifelte, was ich für einen positiven Ausgang in die Waagschale werfen könnte, durfte ich mich an den fassungslosen Reaktionen meiner Freundinnen erfreuen, die ungläubig schauten. Ich sei schließlich eine großartige Frau, wieso ich so etwas überhaupt nur denken könne und der Gedanke müsse ja zumindest schnell wieder vorbei gewesen sein. Ich kann euch gar nicht sagen, wie gut das in einer solchen Situation tut. Auf meinen Einwand, der nunmehr weniger mit meiner Person als mit der Grundsituation an sich zusammenhing, dass ich nun mal keine Bewerbungsgespräche aller Art mag, kam nur ein trockenes: „Bleib einfach wie du bist. Bislang hast du noch jede Stelle bekommen, die du haben wolltest.“ Wer solche Freunde hat, braucht eigentlich gar keine Dates mehr! Und doch ging ich hin. Was blieb mir nach der ganzen Motivationsarbeit auch anderes übrig?! Vielleicht würde ich hinterher tatsächlich etwas Schönes erzählen können, vielleicht auch einfach nur etwas zum Schmunzeln haben, vielleicht auch einfach nur mehr Lebenserfahrung?! Was hatte ich schon zu verlieren?! Schließlich war es ein wirklich schöner Abend, auf den inzwischen ein zweiter folgte und auch ein dritter ist bereits geplant, sobald der Schichtplan es zulässt. Ich weiß nicht, was sich künftig daraus entwickeln wird, aber für den Moment bin ich einfach froh, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin. Es wäre doch sehr schade um die Glücksmomente gewesen. 😉

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