Wollmilchsauleistungshochdruckfließband

Mehr „auf“ als wach… die Müdigkeit aus den Augen streichend… saß ich auch nach 2 Stunden Arbeit noch immer im Zug auf dem Weg zur Arbeit, die ich in einer Stunde jenseits der Landesgrenze erreichen werde. Was da schief gelaufen ist? Ausnahmsweise mal gar nichts, habe ich doch mit altbewährt rennendem Schritt den Anschlusszug erreicht, so dass ich den Pendelwahnsinn ungestört fortsetzen konnte… auf dem Weg zum eierlegenden Wollmilchsauleistungshochdruckfließband. Die Länge dieses Wortes entspricht so ungefähr der erforderlichen Auslastungskapazität meines persönlichen Akkus, die für solch einen Tag wie diesen erforderlich ist. Wer wundert sich da noch über die Blog-Schreibausfälle?! Aber nicht heute, denn die letzte Dreiviertelstunde gönne ich jetzt mir und nicht der Arbeit, um für euch ordentlich in die Tasten zu hauen, auch wenn der Versand sich reisebedingt noch verzögern wird. Aber worüber schreibe ich euch bloß? Über die müden, ausgelaugten und demotivierten Familienväter, mit denen ich mir den Zug teile, die ihr Alltagsprogramm abspulen, um vom Eigenheim ins Büro und abends wieder zurück zu gelangen, gefangen in ihrer Alltagsroutine? Nein, das wäre wenig motivierend. Vielleicht könnte ich euch über die gerade aufgehende Sonne schreiben, die einen wolkenfreien Tag voller neuer Chancen und Möglichkeiten anbrechen lässt, nur um sich abends dann doch vom Mondschein nach einem wohl eher mehr oder weniger durchschnittlichen Tag ablösen zu lassen?! Ja, das birgt etwas Hoffnung… allerdings auch Aussicht auf Desillusion. Hmmm, soll ich euch vielleicht von der Fremde schreiben, durch die ich gerade reise und die bereits aufgrund dessen immer etwas Neu- und Einzigartiges gar Verlockendes in sich trägt? Aber was sehe und erlebe ich heute schon von ihr… außer ein Sprachenkonglomerat je nach Kollegenkreis und Themengebiet? Auch das dürfte sich auf das nötige Mindestmaß zusammenschrumpfen… ist es doch allgemeine Aufgabe, brav im Mehrpersonenbüro an einem 8-Stunden-Tag eine 20-Stunden-Produktivität herauszuholen. Essenspause zwischendurch? Ist längst schon gestrichen. Nein, natürlich ist das keine Vorgabe von oben, sondern nur die gezogene Konsequenz der ackernden Eigenbrödler, die versuchen ihre Arbeitsberge möglichst ungestört zu durchdringen, bevor der nächste Batzen rumsend auf dem Schreibtisch zusammenbricht… oder unter ihm der Kollege?! Keine Zeit zum Nachschauen… Was so schön in der Ferne begann… schon wieder durch ernüchternde Zusätze zerstört. Het spijt me, um mich gleich an die bald folgende Sprachenumstellung zu gewöhnen, auch wenn ein kurzes Sorry wohl zeitlich effektiver wäre, denn das ist es doch, worum sich alles zu drehen scheint?! Dass ihr überhaupt die Zeit hattet bis hierher zu lesen… war es doch nicht einmal gewinnbringend. Besteht etwa doch noch Hoffnung, dass sich Menschen Zeit für etwas nehmen, ohne dass es Gewinne liefert und das in unserer „Time-is-money“-Gesellschaft?

Dann seid ihr heute genau deshalb meine Hoffnungsschimmer! Ich kann mir nur wünschen, dass sich die Menschen wieder mehr Zeit gerade für vermeintlich unrentable Dinge nehmen – für ihre Mitmenschen (jenseits des berufsbedingten Netzwerkens, um in der beschriebenen Maschinerie noch schneller weiter nach oben in die Massen-Arbeitnehmer-haltung zu klettern). Nehmt euch mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben, um sie wertzuschätzen und zu genießen und um sie nicht irgendwann vollständig aus dem Blick zu verlieren und ja, dazu muss man ab und an vom Handy, Laptop, Tablet,… aufsehen, hinausgehen und aufeinander zugehen. Versucht ein wenig mehr zu leben, miteinander und nicht gegeneinander; weniger danach, was unsere leistungsorientierte Gewinnmaximierungsgesellschaft meint von uns erwarten zu dürfen, denn ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich habe das Gefühl, dass das weder für uns noch für unsere Gesellschaft gesund ist. Vor allem aber bleibt Mensch, denn Arbeitsmaschinen haben wir schon genug!