Ob ich das kann?

… keine Ahnung! Woher soll ich das wissen, wenn ich es nicht ausprobiere?!

Gesagt. Getan. Nun gut, so schnell ging es dann doch nicht. Ich brauchte über 2 Stunden, um herauszufinden, ob ich einen Halbmarathon laufen kann. Trainiert hatte ich nicht wirklich. Abschätzen ließ sich der Ausgang kaum. Das Wetter war ungemütlich. Die Motivation und Stimmung meiner sportlichen Begleiterinnen hielt. Achselzuckend und gespannt klemmte ich in der Menschenmenge. Meine Startnummer auf dem Bauch bescheinigte mir die Teilnahme. Mein Körper sehnte sich dafür nach der nächstbesten Couch. Mein Geist träumte sich in den Winterschlaf. Nur das Adrenalin pochte mahnend und forderte Disziplin. Kleinlaut zog der Schweinehund die Schleifchen an den Turnschuhen noch einmal fest. Es gab kein Zurück mehr. Es blieb nur noch eine Möglichkeit das Ganze hinter mich zu bringen: Schritt für Schritt in Richtung Ziel. Je schneller, desto eher wäre ich fertig… fix und fertig… mit den Nerven, der Kraft, aber womöglich auch mit dem Wettkampf. Sollte es tatsächlich gelingen?! Die Zeit war mir zugegebenermaßen egal. Ich wollte einfach nur aus eigenen Kräften ins Ziel kommen – laufend, kriechend, gehend – vollkommen schnuppe.

Meine Herzfrequenz war erwacht und pochte auch dieses Mal der 200 entgegen. Hiervon völlig unbeeindruckt schlüpfte meine Kondition in ihren Kuschelpulli und machte es sich in ihren Uschiklamotten gemütlich. Schließlich war Feiertag. Ich konnte die Strecke also nur mit meinem Kopf meistern. Zusätzliche Motivation musste her. Meine sportlichen Begleiterinnen glaubten an mich. (Sollten sie auch, wenn sie mir den ganzen Schlamassel schon eingebrockt haben! 😉 ) Sie würden im Ziel Hefeweizen schlürfend bereits auf mich warten und frieren, wenn ich nicht bald komme. Außerdem warteten dort noch 2 1/2 weitere Herzensmenschen mit ähnlichem unerschütterlichem Glauben an mich. Bevor die Wiedersehensfreude jedoch vollumfänglich zelebriert und ausgelebt werden konnte, musste ich aber noch diese verdammte Strecke bewältigen.

Ich beschloss, diese Menschen gedanklich mit auf die Bahn zu nehmen und jeden Kilometer einem ganz besonderen Menschen zu widmen. Sie zu enttäuschen, hätte ich nicht über’s Herz gebracht. Und so hielt ich mich an das Forrest Gump-Prinzip und lief und lief und lief… Auch wenn mein Rücken bereits beim 11. Kilometer dicht machte, hielt sich der Rest wacker. Mein Herz hämmerte mit 209 Schlägen dem Zieleinlauf entgegen. Der Rest machte einfach kontinuierlich weiter. Ein letzter (fieser!!!!!) Anstieg, bevor mich die Jubelrufe meiner motivierenden Streckencrew tatsächlich dem Ziel entgegentrugen. Es war vollbracht. Und das sogar unter 2:15.

Laufmasche alias challenge yourself

Burger essen und sich dabei eine ganz schöne Suppe einbrocken – das kann ich gut. Das sind bekanntlich die besten Momente, in denen Diät-Vorsätze gefasst oder ähnliche Narrheiten beschlossen werden. So oder so ähnlich war es auch vor fast einem Jahr als ich beschloss, eine Freundin zu einem Wettkampf zu begleiten. Aus passiv wurde aktiv, aus 5km der dritte Platz in meiner Alterskategorie – ganz spontan, quasi aus dem Stehgreif.

Einige sporadische Wettkämpfe folgten, um zumindest zu diesen Anlässen in die Turnschuhe schlüpfen zu müssen, damit das Startgeld nicht irgendwo versickert. Während ich mich noch vor einer Woche – ohne vorheriges Training – nach einer Stunde über die 10km-Ziellinie hechelte, dankbar für den gewonnenen Freistart, das motivierende Rahmenprogramm und dem damit verbundenen Schubs von der Couch bzw. dem Bürostuhl, liegt die Messlatte nun um Einiges höher.

Im letzten Jahr haben wir noch zu dritt den Halbmarathon am 3. Oktober als Staffel bestritten. Nun wollen wir beide es tatsächlich allein versuchen. Ziel ist es, diesen Lauf irgendwie durchzustehen. Wir haben drei Stunden Zeit, um ins Ziel zu schnecken, denn dann kommt der Besenwagen. Ich werde es mir zur Aufgabe machen, das Feld von hinten im Blick zu behalten, damit wir niemanden verlieren. Ob ich es schaffen werde? Keine Ahnung. Dieses Vorhaben lässt genügend Raum für begründete Zweifel. Aber wisst ihr was, wenn ich es nicht versuche, werde ich genau das nie erfahren.

Euren Zuspruch, eure Tipps und Unterstützung kann ich trotzdem sehr gut gebrauchen.

#Montag-Morgen-Motivation

Eigentlich mache ich ja keine halben Sachen. Manchmal aber eben schon. Wonach entscheidet ihr, wie weit ihr gehen wollt? Zweifelt ihr bereits vor dem Losgehen, hadert ihr erst bei der Fortsetzung oder stürmt ihr munter drauf los, um hinterher festzustellen, dass es vielleicht doch ein Schritt zu weit war? Ganz gleich, wieviel Strecke ihr heute oder diese Woche im tatsächlichen oder auch im übertragenen Sinne zurücklegen wollt – es ist ganz allein euer Weg, den ihr nach Belieben beschreiten könnt, beschleunigen oder pausieren, verlassen oder dorthin zurückkehren. Vertraut einfach eurem Bauchgefühl. Es bringt euch zuverlässig in eurem Tempo an euer Ziel. Dieser innere Kompass hilft mir jedenfalls mehr als jeder Atlas es jemals könnte.

Auch gestern war das Lauschen auf die „innere Stimme“ wieder eine sehr hilfreiche Stütze. Sie ließ mich meinen ersten Halbmarathon überwinden, nicht weil ich es mir zum Ziel gesetzt hatte, sondern weil ich mich Etappe für Etappe dazu entschieden habe weiterzulaufen, ganz beständig, Schritt für Schritt. Nach 2 Std. 28 Min zeigte die Uhr 21,74km. Dabei hatte ich meine Turnschuhe erst vor 6 Wochen angezogen, nachdem sie jahrelang ungenutzt in der Ecke standen und auch davor lediglich sporadisch zum Einsatz kamen. Hätte mir zu dem Zeitpunkt jemand erzählt, dass ich mal eben an einem Sonntag nicht nur die angestrebten 10km laufe, sondern meinen ersten Halbmarathon, dann hätte ich ihn gewiss für verrückt erklärt. Jetzt weiß ich, dass ich es kann. Es tat sogar gut und anders als erwartet, sitze ich heute nicht lahm im Büro und streichele meine Muskelkatze. Das Einzige, was auf den gestrigen Lauf hindeutet, ist ein kleines stolzes Lächeln im Gesicht und das schöne Gefühl, dass man viel mehr erreichen kann als man sich gemeinhin zutraut, denn die meisten Hürden befinden sich einzig und allein in unserem Kopf.

 

Flotter Dreier

… in Dortmund.

Ich hätte den Halbmarathon heute wirklich nicht allein laufen wollen und wahrscheinlich auch gar nicht können. Umso besser, wenn man direkt in eine 3er-Staffel geholt wird und sich die Distanz teilen kann. Super Tag. Super Zeit. Super Team. Und wie es sich für einen Tag der Deutschen Einheit gehört, hatten wir nicht nur ein Geschlechtermix am Start, sondern zugleich ein unglaublich sympathisches Ost-West-Gespann. Statt sportlich perfektionierter Staffelstabübergabe bekam ich erstmal eine dicke Umarmung angesichts meiner guten Zeit vom Schlussläufer und eine reservierte Banane im Ziel. Dazu noch strahlende Unterstützung meiner lieben „Freulegin“ an der Strecke. Und so verlief der Freiertag wie im Fluge.

Laufen mit Herz.

#Montag-Morgen-Motivation

Mit den Motivationen ist das so eine Sache. Meist treiben wir sie vor uns her, wenn es besser läuft auch ein Stück voran, aber nur selten haben wir sie stärkend im Rücken. Gestern habe ich aus einer spontanen Idee heraus beschlossen, meine Laufmotivation auf ihre Nachhaltigkeit zu prüfen.

Wie ihr wisst, bin ich letztes Wochenende vollkommen untrainiert an den Start gegangen und habe dort mit 28:25 Minuten wohl eine ganz respektable Leistung für 5km erzielt. Mein selbstgesetztes Ziel war es: schneller und besser zu sein als alle, die zu Hause auf der Soffi sitzen geblieben sind und vor dem Besenwagen zurück zu sein. Check. (Aus Versehen gab es sogar noch den 3. Platz in meiner Alterskategorie dazu.) Wahrscheinlich wäre ich nie auf die Idee gekommen jemals an irgendeinen Start zu gehen, hätte mich meine Bushaltestellenbekanntschaft nicht gefragt, ob ich sie begleiten wolle und Fähnchen schwenken wäre mir einfach zu profan gewesen. Vom Ausgang waren wir beide gleichermaßen überrascht, erfreut und stolz, was sie letzte Woche dazu veranlasste, mich direkt für eine Staffel zum Halbmarathon anzuwerben. Verblüfft schaute ich sie an als ich erfuhr, dass ich auch noch mit zwei Herren laufen solle, denn bitte was kann ich mit meinen kurzen, untrainierten Stummelbeinchen schon ausrichten?! Aber sie entgegnete, dass meine Rundenzeiten zwischen ihren lägen. Oha. Na gut, wenn sie meint… Außerdem wären es nur 2km mehr als beim letzten Mal…

Dennoch wollte ich vorher gern herausfinden, ob ich die Strecke denn überhaupt durchlaufen könnte. Schließlich bin ich noch immer vollkommen untrainiert. Also beschloss ich gestern – im Kopf noch immer etwas matschig nach der durchgetanzten Nacht (auf 10cm-High-Heels) – einfach mal zu versuchen, eine Stunde zu laufen. (Von ihr hörte ich nämlich, dass sich Marathons am Tag nach einer Partynacht am besten laufen lassen würden). Gesagt, getan. Ich lief einfach los, ohne feste Strecke im Kopf, einfach Schritt für Schritt mit gelegentlichem Blick auf die Uhr. Leider wie immer mit einem Orientierungssinn wie einem Kühlschrank ausgestattet, erreichte ich Ortsteile und Umgebungen, an denen ich nie zuvor gewesen bin und war inzwischen so weit ab vom Schuss, dass ich vor der Wahl stand nach einer Stunde aufzuhören (und verschwitzt und umso länger, mir eine Erkältung holend, nach Hause zu gehen) oder einfach weiterzulaufen. Ich entschied mich für die zweite Variante und lief und lief und lief. Irgendwann fand selbst ich den Weg zurück. Statt einer Stunde, war ich allerdings zwei Stunden ohne Pause unterwegs.

Ähm ja, ich glaube, ich schaffe eine Stunde und ja, wohl auch die 10km, mit denen ich beim letzten Wettkampf geliebäugelt hatte. Vielleicht sollte ich wirklich anfangen zu trainieren…