2020 ist verstrichen. Für Viele war es ein bedeutungsvolles Jahr – geprägt von neuartigen Herausforderungen, geformt von gesundheitlichen Tragödien, gesteigert durch wirtschaftliche Einschnitte und persönliche Einbußen im menschlich entrücktem Beisammensein. Wir Alle wurden auf unterschiedlichen Ebenen mit unterschiedlicher Intensität von diesen oder ähnlichen Veränderungen überrascht, manches Mal sogar überwältigt. Ungläubig blicken wir auf das verstrichene Jahr zurück und ganz gleich, ob laut oder leise, resignierend oder tösend, alle wirken unzufrieden, weil das Jahr anders verlaufen ist als gewünscht und auch das Nächste bereits seine Schatten vorauswirft.
Wir können uns nun entscheiden, uns dem unsichtbaren Gespenst machtlos zu ergeben, oder wir versuchen, der Düsternis einen kleinen Lichstrahl entgegen zu setzen, ein kleines Flämmchen der Hoffnung, der Zuversicht und der Dankbarkeit. Ohne den Schatten zu leugnen, habe ich mich Silvester dazu entschieden, zwar nicht die Raketen, dafür aber das Erlebte etwas heller strahlen zu lassen. Und siehe da, meine Erinnerungen begannen zu funkeln. Versteckt unter der Last, die wir alle geschultert haben, schauten Glücksmomente hervor. Ich bin gesund geblieben – keine Selbstverständlichkeit – wie uns das Jahr eindrücklich vor Augen geführt hat. Meine letzten universitären „Scheine“ vor der Masterarbeit konnte ich, trotz einer ungewöhnlichen Mischung aus Distanzunterricht, Präsenzklausuren, Seminararbeit, mündlicher Prüfung und Vollzeitstelle, mit Bravour bewältigen. Erstaunlicherweise blieb daneben auch noch Zeit für 943,49 Laufkilometer und hatte ich den Gewichtsverlust von 12kg schon erwähnt, (na gut, wenn wir den weihnachtlichen Plätzchenbauch abziehen: 10 kg).
Natürlich erlebte ich Einschränkungen in 2020, die etwa meine Reiselust ausbremsten, aber endlich hatte ich Gelegenheit, meine nähere Umgebung zu erkunden, Straßen und Wege zu begehen, die ich zuvor nie beschritten hatte, obwohl sie teilweise nur einen Katzensprung entfernt sind. Ich habe Wälder entdeckt, spannende Pfade, gemütliche Wohngegenden, lustige Dekorationen und bunte Eindrücke gesammelt.
Auch mir fiel die auferlegte Trennung zu Freunden und der Familie schwer, aber ich tat es, auch um sie zu schützen, weil sie und ihr Wohlergehen mir wichtig sind. Die (selbst) auferlegten Schutzmaßnahmen können vielleicht regulieren, wie nah wir uns geografisch kommen, nicht aber, wie nah wir uns in unserem Herzen sind. Gemeinsam Zeit zu verbringen, ist unendlich wertvoll und ich glaube, wir werden es künftig noch mehr zu schätzen wissen, die gemeinsamen Momente intensiver erleben und bis dahin bin ich dankbar für all die technischen Innovationen, die uns das Warten auf die Brieftaube erspart und mit einem Tastenklick eine virtuelle Umarmung, aufmunternde Worte versenden oder an Neuigkeiten teilhaben lässt.
Auch wenn der geknuddelte Kreis damit deutlich schrumpfte, blieb immer Platz für den oder die berühmte „Plus 1“ und während diese Konstellation wahlweise die Scheidungs- oder Geburtenquote nach oben treibt, verlieh es unserer Beziehung eine neue Intensität der Zweisamkeit. Das Grundrauschen des Alltags wurde leiser, die Betriebsamkeit im Außen wurde ruhiger, die gemeinsamen Erfahrungen zahlreicher, die Verlässlichkeit in stürmischen Zeiten erprobter, der gebotene Rückzugsort geschätzer und vertrauter und auch wenn ich die Zeit allein noch immer sehr genießen kann, ohne mich einsam zu fühlen, so kehre ich mindestens genauso gern zurück in (m)einen lieb gewonnenen sicheren Hafen, der mir Halt in verrückten Zeiten wie diesen bietet und hoffentlich bald auch wieder einen Ausgangspunkt für neue verrückte Unternehmungen.
Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass ihr – besonders in schweren Zeiten – den Fokus auf die schönen Dinge bewahren könnt.
Glaubt an Wunder. Jeden Tag!
